/ FALs virtuelle Welt / Unterwegs auf dem Via Francigena

Ein Reisebericht (15. Tag)


Weit konnte es nun nicht mehr sein nach Siena, schließlich bin ich doch gestern Abend noch ein ganzes Stück gelaufen, damit ich heute gleich nach Siena komme. Wie das aber eben so ist: man verschätzt sich sehr gerne, wie weit man abends läuft. Und dann verlief ich mich doch auch nur wieder. Arkade in Siena Bis ich in einer kleinen Bar vor Siena ein Fühstück essen konnte bin ich auch schon wieder zwei Stunden gelaufen. Zu Essen kaufte ich mir so eine Art gefüllten Schweinemagen, der wirklich fantastisch schmeckte. Der Käse hingegen, den ich hier kaufte, war nicht ganz ideal, es handelte sich um einen Hartkäse, sogar um einen sehr würzigen, ich musste also sparsam damit umgehen. Dafür hielt der um so länger. Bevor ich mich in das bunte Treiben der Stadt stürzte erkundigte ich mich am Bahnhof, wann denn ein Zug nach Giengen fahren würde, dank moderner Technik stellt diese Auskunft für den Bahnmitarbeiter kein Problem dar.
Schon in das Zentrum von Siena zu kommen war nicht ganz einfach, es funktionierte aber nach dem Motto: den Massen folgen. Der Piazza del Campo war als Pferdebahn ausgebaut und auch der Rest der Stadt ausgeschmückt worden. Es handelt sich um eine Tradition, dass hier jedes Jahr in der ersten Augusthälfte Pferderenne stattfinden, die mit dem Finale am 15. enden. Während meines Besuches sah ich aber keine Pferde, nur Menschen, davon aber auch schon wieder genug. Die Schlange vor dem Dom ließ mich davon absehen, hineinzugehen, da setze ich mich lieber mit einem Bier in die Sonne und lese etwas. Und was las, ich anstatt mich mit Katharina zu beschäftigen, zufällig in meinem Wunderhorn? Einen „Lobgesang auf Maria“ von Balde:
Siena

…O dass noch von Siena viel
Der Bernhardini wären,
Die, deren einig End und Ziel
Ist diese Braut zu ehren,
Er schenkte ihr all sein Begier,
Lust, Hoffnung, Freud und Schmerzen,
Trug, wie ich sing', den liebsten Ring,
Den Diamant im Herzen…

der Piazza del Campo ohne Arena Beim Bezahlen musste ich feststellen, dass man selbst fürs Biertrinken im SB-Laden das Gedeck berechnen kann; immerhin haben sie 0,66 l Flaschen Bier, und davon noch nicht mal schlechtes. Den Weg aus der Stadt fand ich anschließend überhaupt nicht mehr. Ich verlief mich schon wieder und als ich wieder am selben Tor, dem San Marco Tor, ankam lief ich nun doch, wie mir der Schutzmann eine Stunde zuvor geraten hatte, hier den Berg hinunter. Gut, alle Wege führen nach Rom, das hatte ich ja schon mal bemerkt, man muss ja nicht immer den kürzesten erwischen. Treffpunkt Cassia. Dies bedeutet hier eine vielbefahrene Hauptstraße. Und vom Via Francigena weit und breit keine Spur. Pensionen sah ich auch nicht und Plätze für den Schlafsack hatten Seltenheitswert. Endlich fand ich einen Abzweig, wo ich es mir gemütlich machen konnte. So lange sollte die Nacht ja nicht werden…

16. Tag