/ FALs virtuelle Welt / Unterwegs auf dem Via Francigena

Ein Reisebericht (6. Tag)


Durch das Hundegebell und meine Angst, dadurch vielleicht doch entdeckt zu werden, stand ich heute vor der Sonne auf und kam auf der anderen Seite des kleinen Wäldchens zum Friedhof. Die Erfahrung zeigte ja auch später, dass die besten Plätze immer in der Nähe von Friedhöfen lagen. Hier hatte ich Ruhe vor den Hunden und wartete, bis die Sonne aufging. In Poretta Terme frühstückte ich erst mal in einer Bar am Piazza della Libertà, die Tourist Information öffnete erst um 9 und mit meinen Landkarten war ich hier am Ende, ich brauchte Information. Leider konnte mir der Informant hier aber auch nicht weiter helfen, also ist Poretta wohl doch eher Kurbad als Sportort.
Piazza della Libertà In der örtlichen Buchhandlung wurde ich dann fündig und kauft mir für viel Geld eine Karte, die zwar einen sehr feinen Maßstab hatte, mit vielen Fehlern aber nicht genauer war als die kostenlosen Karten, die ich zuvor gehabt hatte. Später sah ich auch, dass der Redaktionsschluss schon 1990 gewesen ist, vieles also einfach nicht mehr aktuell war. Aber ich fand damit auf jeden Fall eine Alternative zur Hauptstraße, wenn auch wieder mit etlichen Höhenmetern mehr. Ein herrlicher Ausblick machte dies wieder wett. Nach Granaglione reichte mir dieser dann und ich wollte es dann doch wieder auf der Hauptstraße versuchen, die Fortsetzung der Nebenstrecke über die Berge wäre einfach zu weit gewesen Und siehe da, die „Hauptstraße“ war überhaupt nicht stark befahren. Also lief ich dort weiter.
Porretta Terme Das einzige Mal auf der kompletten Wallfahrt hielten mich hier zwei Carabinieri an und wollten wissen, was ich hier tue. Bald mussten sie feststellen, dass ein längeres Gespräch schwierig würde, ich konnte kein Italienisch und kein Französisch, sie dafür kein Deutsch oder Englisch. Als auf dieser unübersichtlichen Strecke dann fast noch ein Auto in das Polizeiauto fuhr ließen sie mich laufen und ich konnte weiter dem Reno aufwärts folgen. Nach den Erfahrungen des letzten Abends fragte ich nun lieber in einer Alimentari/Bar nach, ob es in Pontepetri, wo ich eigentlich hin wollte, überhaupt ein Hotel gibt. Siehe da, es gibt dort tatsächlich kein Hotel, statt dessen aber in Pracchia, einem kleinen Ort zwei Kilometer früher, wo ich dann auch übernachtete, schließlich ist nach drei Tagen und über 60 gewanderten Kilometern eine Dusche auch kein Luxus mehr.
Das einzige Hotel im Ort ist sehr idyllisch und hat futuristische Bäder in den Zimmern, mit verschiebbarem Waschbecken und einem Bedienpult wie im Raumschiff. Was mir allerdings nicht so gefiel war der Ober im Restaurant des Hauses, in dem ich zu Abend aß, da er sich nur auf englisch mit mir unterhielt. Es ist ja schön, dass ich 100 Prozent dessen, was er sagt, verstehe, mir ist es aber lieber, ich lerne etwas Italienisch, auch wenn ich die Hälfte nicht verstehe; ja, wozu bin ich denn in Italien?

7. Tag